Die Malerstadt Schwalenberg heute

Seit 1978 knüpfen die Kulturagentur des Landesverbandes Lippe und die Stadt Schieder-Schwalenberg mit regelmäßigen Kunstausstellungen und Kunst-Events an die Tradition Schwalenbergs als Künstlerkolonie an.

Durch die Setzung zeitgemäßer kultureller Akzente wurde die alte Malerstadt mit neuem künstlerischen Leben erfüllt. Höhepunkte im Kunstbetrieb der Stadt sind die 10-12 Ausstellungen pro Jahr, die in der Städtischen Galerie/Museum, dem Robert Koepke Haus sowie dem Künstlerhaus stattfinden. Dabei ist das Robert Koepke Haus der Präsentation zeitgenössischer Kunst von jungen, vielversprechenden Künstlern vorbehalten, während in der Städtischen Galerie/Museum in Anknüpfung an die Tradition der Malerstadt neben den Werken der Maler der ehemaligen Künstlerkolonie Kunst aus verschiedenen Stilepochen geboten wird. Dabei gibt es zahlreiche Kooperationen mit Museen und Universitäten. Ein Schwerpunkt liegt neben der Historie der Malerstadt auf der Kunst der Klassischen Moderne und des 20. Jahrhunderts – so wurden in den vergangenen Jahren beispielsweise Ausstellungen mit Arbeiten von Max Beckmann, Max Ernst, Niki de Saint Phalle, Horst Janssen, Bernhard Heisig und Karl Hofer, aber auch Arbeiten der Düsseldorfer Gruppe 53 (Herbert Kaufmann und Gerhard Wind) gezeigt.

Im Bereich der Geschichte der Malerstadt wurden zahlreiche Einzelausstellungen von Künstler der Kolonie z.B. Richard Sprick oder Robert Koepke gezeigt, aber auch allgemeine Ausstellungen wie die „Sommerfrische“ mit Berliner Künstlern in Schwalenberg (1890-1950) sowie Austauschausstellungen mit anderen Künstlerkolonien wie Worpswede oder Kronberg im Taunus.

Im Robert Koepke Haus werden zeitgenössische Ausstellungen hauptsächlich aus dem Bereich der Malerei gezeigt, dabei werden in regelmäßigen Abständen Künstler aus Düsseldorf oder Berlin präsentiert, darunter Dorothea Gelker und Lars Breuer aus der Düsseldorfer Schule oder Bärbel Dieckmann und Clemens Gröszer aus Berlin, die Plein-Air Malerei des Vereins Berliner Künstler in der jüngesten Vergangenheit, um nur einige Beispiele zu nennen, sozusagen als Fortführung der „Wiege“ der Künstlerkolonie mit ihren Düsseldorfer und Berliner Gästen. Die im zweijährigen Turnus stattfindende Kunstnacht mit besonderen Events und Ausstellungseröffnungen sowie Kooperationen mit anderen Kulturinstitutionen ergänzen das vielseitige Programm.

Die Schwalenberger Sommerakademie im früheren Gasthof Röhne am Marktplatz
Die historische Malereiche wurde 2004 versehentlich gefällt. Immerhin keimt aus ihrer Wurzel ein neuer Spross der Hoffnung - und der viel gerühmte Blick von dort auf Schwalenberg besteht nach wie vor.

Ein wichtiger Teil der Schwalenberger Kunstszene ist auch das vom Landesverband Lippe betriebene Künstlerhaus, das neben Appartements für Künstler auch ein Gemeinschaftsatelier mit einem idyllischen Blick über das Tal bietet. Jedes Jahr schreibt der Landesverband Lippe ein 6-monatiges Stipendium im Bereich der Bildenden Kunst aus. Der jeweilige Stipendiat lebt und arbeitet im Künstlerhaus. Jeweils zum Ende des Stipendiums präsentiert sich der Stipendiat in einer Abschlussausstellung im Künstlerhaus.

Des Weiteren findet jedes Jahr für einen Zeitraum von vier Wochen die Schwalenberger Sommerakademie statt. Dabei können Kunstinteressierte Kurse in verschiedenen Sparten der Bildenden Kunst unter Leitung von professionellen und pädagogisch erfahrenen Künstlern belegen. Das Angebot reicht von den verschiedenen Maltechniken (Öl, Acryl, Eitempera und Gouache) über Zeichnen und Aktzeichnen bis zur Bildhauerei und zur Druckgrafik.

Die intensive Pflege als Maler- und darüber hinaus auch als Trachtenstadt sowie das umfassende Angebot im Bereich der Kunst haben Schwalenberg nicht nur als Fremdenverkehrsort, sondern auch als Schauplatz kultureller Ereignisse weit über die regionalen Grenzen hinaus bekannt gemacht.

Die Malerstadt Schwalenberg ist Mitglied bei EuroArt, Europäische Vereinigung der Künstlerkolonien.

Dr. Mayarí Granados, Kunsthistorikerin, Stv. Direktorin Kulturagentur des Landesverbandes Lippe.