Die Gästebücher des Berggartens

Nur zwei Monate nach dem Beginn des Gästebuchs von Hermann Niederbracht im Oktober 1920 eröffnete zu Weihnachten 1920 auch der Kaufmann Paul Aldegarmann ein Gästebuch. Er betrieb zwar noch keine Gaststätte in den Räumlichkeiten des späteren Berggartens, sondern ein Geschäft, doch vermietete bereits Fremdenzimmer. Aldegarmann hatte bereits vor dem 1. Weltkrieg den Künstler Franz Born durch Zurverfügungstellung einer "Malerhütte" am Dohlenberg unterstützt und beherbergte ab 1921 auch Künstler wie Vater und Sohn Kämmerer, E.W. Baule, Hans Zepter und andere, die sich mit Werken Ihrer Hand im 1. Gästebuch verewigten.

Anders als Niederbracht hat Aldegarmann offenbar nicht zwischen einem "Künstleralbum" und einem sonstigen Gästebuch unterschieden, sodass sich die Künstlereinträge zwischen denen anderer Feriengäste finden. Der Band 1 reichte zunächst nur bis 1927, was sicherlich mit dem Tod Paul Aldegarmanns im darauffolgenden Jahr zusammenhängt. Aus den dreißiger Jahren finden sich lediglich zwei Einträge – alle weiteren dann erst wieder ab 1949.

In den dreißiger Jahren heiratete Paul Aldegarmanns Witwe Klara wieder. Ihr zweiter Mann Max Röwekämper begann 1934 ein zweites Gästebuch, das jedoch nur Texteinträge enthält. Zeitgeschichtlich ist der Band 2 dennoch interessant, zeigt er doch die Entwicklung Schwalenbergs und der Reisekultur in Vorkriegs- wie Kriegszeiten und belegt die Anwesenheit von Künstlern wie E.W. Baule, Elisabeth Ruest und anderen auch noch während der Kriegsjahre. Seit Ende der dreißiger Jahre bestand dann auch unter dem Namen "Berggarten" das Gasthaus – zunächst nur während der Sommermonate.

Später ließen sich Klara und Max Röwekämper wieder scheiden, und nach seiner Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft übernahm Gerd Aldegarmann, jüngster Sohn von Paul Aldegarmann, die Leitung des Berggartens. Er setzte den Band 2 nicht fort, sondern ließ das erste Gästebuch seines Vaters wieder aufleben, bis es 1962 endet. Aus den fünfziger Jahren finden sich allerdings keine nennenswerten Kunstwerke mehr - mit Ausnahme einer sehr schönen Tuschezeichnung vom 3.5.1959, die eine ganz zeittypische Szene zeigt, bei der die Gäste des Bergartens auf (einen im Bild nicht sichtbaren) Fernsehbildschirm schauen, der vermutlich zu den wenigen Fernsehapparaten seinerzeit in Schwalenberg zählte. Erwähnenswert sind auch die Eintragungen bekannter Schauspieler wie Hans Albers, Paul Henckels oder Hubert von Meyerinck, die sich im Juni 1957 anlässlich des Filmdrehs von "Der tolle Bomberg" in Schwalenberg aufhielten.

Gedankt sei dem Gastwirt Gerd Aldegarmann (1919-2009), der die Gästebücher zur Verfügung stellte, sodass sie hier mit Zustimmung seiner Erben der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden können.



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