Alexander Zeiß (1861 – 1938)
Eine immens wichtige Rolle für das kulturelle Leben Schwalenbergs, für die Erforschung der Schwalenberger Geschichte und auch für die Künstlerschaft spielte der Pastor Alexander Zeiß. Er entstammte einer alten lippischen Pastorendynastie, die sein Urgroßvater Adam Zeiß bereits um 1800 begründet hatte. Dessen Sohn Wilhelm Zeiß wurde ebenfalls Pfarrer, zeitweise sogar in Schwalenberg. So kam es, dass auch der bekannte lippische Pastor und Maler Emil Zeiß – Sohn von Wilhelm und Vater von Alexander Zeiß - einen Teil seiner Jugend in Schwalenberg verbrachte. Emil Zeiß selbst war allerdings nie Pastor in Schwalenberg. Er leitete zunächst die Rektorschule in Horn, übernahm anschließend eine Pfarrstelle in Barntrup und war zugleich Superintendent der Klasse Brake, bis er 1888 nach Heiligenkirchen wechselte, in dessen schöner Umgebung die meisten seiner Landschaftsbilder entstanden. Doch sein Kontakt zu Schwalenberg riss nie ab und wurde noch intensiviert, als sein Sohn Alexander 1885 die Pfarrstelle in Schwalenberg übernahm. Emil Zeiß war daraufhin oft im Schwalenberger Pfarrhaus zu Gast und malte auch in Schwalenberg. Im Jahre 1905 trat er in den Ruhestand und siedelte ganz zu seinem Sohn über.
Aleander Zeiß selbst malte zwar nicht, aber war ein profunder Kenner der Schwalenberger Geschichte, ein Förderer der Heimatkultur im allgemeinen und der Schwalenberger Maler im besonderen. Die hier genannten Informationen über die frühen Schwalenberger Maler gehen zu einem guten Teil auf Alexander Zeiß zurück, denn er kannte sie alle. Des öfteren wohnten die Künstler des späten 19. Jahrhunderts während ihres Aufenthalts sogar bei ihm im Pfarrhaus.
Alexander Zeiß war auch politisch aktiv. Von 1899 bis 1918 saß er für die Liberalen im lippischen Landtag. Für ihn verband sich die Ablehung sozialdemokratischer Bestebungen jedoch mit sozialem Engagement - beispielsweise für die meist armen lippischen Wanderziegler, weshalb er auch den Beinamen "Zieglerpastor" erhielt. Gemeinsam mit dem Heimatdichter Friedrich Wienke aus Brakelsiek gründete er bereits 1895 den Zieglergewerkverein in Lippe, und er organisierte regelmäßig Predigtreisen zu den Ziegeleien der lippischen Wanderarbeiter.
Die Heimatpflege lag Zeiß besonders am Herzen, und so gründete er 1902 den Heimatschutzverein Schwalenberg, initiierte die jährlichen Heimatspiele und seine historischen Forschungen bereiteten den Boden für die Wiedererhebung Schwalenbergs zur Stadt im Jahre 1906. Auch in den folgenden Jahrzehnten bis zu seinem Tod 1938 blieb Alexander Zeiß ein wichtiger Akteur im Kulturleben der Malerstadt und engagierte sich auch im Bereich der Bildung. Die Schulen in Schwalenberg, Brakelsiek und Lothe gingen auf seine Initiative zurück, und noch heute trägt die Schule in Schwalenberg den Namen Alexander-Zeiß-Grundschule.