Robert Kämmerer d. Ä. (1870 - 1950)

Obwohl am 26. Januar 1870 in Lippstadt geboren und in Kassel aufgewachsen, also nicht allzu weit von Lippe entfernt, hat Robert Kämmerer d.Ä. offenbar erst durch seinen Sohn von Schwalenberg Kenntnis erhalten und kam erst in dessen Folge 1921 in die Malerstadt. Zu diesem Zeitpunkt hatte Robert Kämmerer bereits ein mehr als dreißigjähriges Berufsleben als freischaffender Künstler hinter sich - zunächst in Kassel, wo er auch die Kunstgewerbeschule besuchte, ab 1894 dann in Berlin.Sein Geld verdiente er mit Innenmalereien in Kirchen und Schlössern, mit der Kopie berühmter Gemälde für Auftraggeber, die ihre Villen damit dekorierten, mit Illustrationen in Zeitschriften und mit Portraitmalerei. Die Motive für seine Landschaftsbilder, denen sein eigentliches künstlerisches Interesse galt, fand er zuhauf in der schönen Umgebung der Zehlendorfer Wohnung und im weiteren Umfeld Berlins.

Robert-Kämmerer d.Ä. auf einer Fotografie aus den 20er Jahren: Der etwas bärbeißige Gesichtsausdruck täuscht - dieser Mann hatte den sprichwörtlichen "Schalk im Nacken" und war ein ausgesprochen vielseitiger Künstler

In Schwalenberg wurde er der "Alte Kämmerer" - so nannte man ihn hier zur Unterscheidung von seinem Sohn. Beide, Vater und Sohn, waren gleichermaßen produktiv, malten oft genug sogar Bilder aus der gleichen Perspektive, und doch unterscheiden sich ihre Werke in Stil und Ausdruck meist deutlich voneinander. Insbesondere die vom "Alten Kämmerer" gepflegte Temperatechnik wurde für seine Schwalenberger Bilder charakteristisch.

Immer sehr korrekt gekleidet - im dunklen Anzug, meist mit breitem Schlips - tauchte Kämmerer bis zum 2. Weltkrieg regelmäßig in Schwalenberg auf, bezog bei Frau Bornemann am Burgberg Quartier, und seine Stammkneipe in Schwalenberg war die Künstlerklause. Er entwickelte sowohl zu Hermann I. als auch zu Hermann II. ein ausgesprochen freundschaftliches Verhältnis. Überall im Haus fanden sich Werke des "Alten Kämmerer": Schon in der Veranda links neben dem Eingang hing ein vielbeachtestes Bild von ihm , die Eingangstür selbst bemalte er kunstvoll mit Blumen, den Flur zierte sein historischer Fries aus dem Jahre 1928 und an den Wänden der Gaststube war er ohnehin vielfach vertreten . Kämmerer war der am zweithäufigsten vertretene Maler in der Künstlerklause. Er zeigte auch viel Sinn für Humor. Die Herkunft des Namens Niederbracht erklärte er beispielsweise an einem von ihm beschrifteten Balken in der Gaststube folgendermaßen:

"Nieder ist tief, und bracht ist Bruch,
das ist eine Gegend feucht genug.
Das Ganze aber, merk´s am Ende,
das heißt soviel wie Sumpfgelände.

Einer von denen, die sich hier nasse Füße geholt haben."



Die Eingangstür der Künstlerklause mit den Blumenmalereien von Robert Kämmerer d.Ä.
Robert Kämmer d.Ä.: Das Mörth bei Schwalenberg im Herbst, Öl / Hartfaser 1925, (mit freundlicher Genehmigung der Lippischen Kulturagentur)

Eintragungen in den Gästebüchern:

27.10.1921 Band 1 S.27
1928 Band 1 S.101