Elisabeth Ruest (1861 - 1945)

Zu den Künstlern, die Schwalenberg schon früh aufsuchten, zählt Elisabeth Ruest, die sich auch Else Ruest nannte. Sie stammte aus Hannover, wo sie am 19. April 1861 geboren wurde. Ihre Ausbildung erhielt sie an der Malerinnenschule in Karlsruhe und an der Kunstgewerbeschule in Zürich. Zu jener Zeit wurde noch sehr zwischen Maler- und Malerinnenausbildung getrennt. Ein Studium an der Düsseldorfer Kunstakademie etwa, wie von Hermann L. Schäfer behauptet, war für Elisabeth Ruest gar nicht möglich, weil die Düsseldorfer Kunstakademie bis zum 1. Weltkrieg keine Frauen aufnahm.

Elisabeth Ruest stand allerdings in Verbindung mit Malern aus der Düsseldorfer Szene, und ihr erster Schwalenberg-Besuch im Jahre 1908 geht wahrscheinlich auf eine Anregung aus Düsseldorfer Künstlerkreisen zurück. Sie besuchte Schwalenberg in der Folgezeit Sommer für Sommer und wurde, in ihrem langen schwarzen Kleid, bald eine vertraute Gestalt der Schwalenberger Straßenbildes. Sie schuf hier bemerkenswerte Radierungen, Lithographien, Aquarelle und Ölbilder, die sie in Hannover ausstellte und damit maßgeblich zur Popularität Schwalenbergs in Künstlerkreisen beitrug. In den Jahren 1911 und 1912 waren ihre Bilder auch auf der Großen Berliner Kunstausstellung zu sehen.

Elisabeth Ruest: Schwalenberg mit dem noch unbewaldeten Burgberg, Radierung um 1910 (Privatbesitz)
Elisabeth Ruest: Ackerbürgerhaus am Schwalenberger Marktplatz, Radierung um 1910 (Privatbesitz)

Ein festes Stammquartier in Schwalenberg hatte Elisabeth Ruest nicht. Sie logierte in verschiedenen Privatquartieren, wie z.B. im Haus des Schwalenberger Klempnermeisters Bohne, später auch bei Aldegarmanns. Vor und während des Ersten Weltkrieges wohnte sie manchmal im Gasthof Meier. Hierbei freundete sie sich mit Niederbrachts Stieftochter Emma Meier an, der späteren Frau Niederkrüger. Im Nachlaß von Frau Nieder-krüger fanden sich daher etliche Werke Elisabeth Ruests aus dieser frühen Zeit. Die Künstlerklause verfügte ebenfalls über einige Lithographien und Radierungen von Elisabeth Ruest, z.T. mit persönlicher Widmung für Hermann Niederbracht I.

Vom Gesamtwerk der Künstlerin ist leider nur ein kleiner Teil erhalten geblieben. Elisabeth Ruest starb bei dem großen Bombenangriff auf Hannover am 28. März 1945 dem vermutlich auch der Großteil ihrer Bilder zum Opfer fiel.


Eintragungen in den Gästebüchern:

Band 1 S.37
25.9.1923 - Band 1 S.48