Die Nachkriegsentwicklung der Schwalenberger Malerkolonie

Auch nach dem 2. Weltkrieg erreichte die Künstlerkolonie weder in Qualität noch Quantität jemals wieder die Dimension, die sie in den zwanziger Jahren einmal gehabt hatte. Doch einige der wichtigsten Künstler aus der Vorkriegszeit fanden in den späten vierziger Jahren noch manches Mal ihren Weg nach Schwalenberg. Robert Kämmerer d.Ä. beispielsweise kam bis zu seinem Tod 1950 gelegentlich hierher, ebenso E.W. Baule, der 1953 starb. Etliche der ursprünglich aus Berlin und Umgebung stammenden Künstler siedelten angesichts der schwierigen Lage der nun geteilten Stadt ins westliche Deutschland über – so etwa Johannes Block, der in Hameln, nicht weit von Schwalenberg sesshaft wurde, und von hieraus öfter kam, oder Moritz Pathé, der nun in Essen lebte und bis zu seinem Tod 1956 Schwalenberg des öfteren besuchte. Paul Smalian fand in Steinhude nahe Hannover seine neue Wirkungsstätte. Franz Eduard Rothe, einer der frühen Berliner Maler in Schwalenberg, kam bis Ende der sechziger Jahre von Braunschweig aus, wo er schon seit den dreißiger Jahren gewirkt und gelehrt hatte, ebenfalls noch häufig in die Malerstadt. Auch der Bremer Maler Robert Koepke arbeitete bis zu seinem Tod 1968 noch des Öfteren in Schwalenberg und stellte hier gelegentlich aus.

Alte Torstraße in den fünfziger Jahren
Johannes Block: Kirchplatz in Schwalenberg, Öl, o.J. (fünfziger Jahre)

Einige aus der Region stammenden Künstler fanden auch erst nach dem 2. Weltkrieg den Weg nach Schwalenberg, beispielsweise Ernst Hohrenk, Emil Etzemüller, Leonhard Grafahrend oder der sächsische Künstler Joachim Liebich, der den aus dem Gasthof Richter hervorgegangenen "Schwalenberger Malkasten" in der Nachkriegszeit maßgeblich gestaltete.

Gemessen am Umfang des geschaffenen Werks waren sicherlich Friedrich Eicke und Robert Kämmerer-Rohrig die Hauptvertreter der Malerstadt Schwalenberg nach dem 2. Weltkrieg. Beide hatten bereits seit den zwanziger Jahren in Schwalenberg deutliche Spuren hinterlassen und setzten ihre Arbeit bis in die siebziger Jahre fort. Eicke kam vom nahen Berlebeck im Sommer oft für mehrere Wochen in die Künstlerklause und gestaltete sie auch in den fünfziger Jahren noch weiter aus. Robert Kämmerer-Rohrig siedelte 1949 ganz von Berlin nach Schwalenberg über und erwarb dort später ein Haus.

Robert Kämmerer-Rohrig: Weg am Stadtwasser, Öl, 1956

Von einer Malerkolonie konnte allerdings zu dieser Zeit längst nicht mehr die Rede sein. Der Austausch von Künstlern untereinander fand kaum noch statt – von einer Malschule, wie sie Hans Licht einst betrieben hatte, ganz zu schweigen. Spätestens mit dem Tod von Friedrich Eicke 1975 und Robert Kämmerer-Rohrig 1977 war die Schwalenberger Malerkolonie endgültig Geschichte.



Nachgang

Die Künstlerklause lebte im Wesentlichen von ihrer Geschichte noch bis 1985 fort und gab in ihrem Interieur immerhin ein anschauliches Bild der früheren künstlerischen Vielfalt in Schwalenberg – bis auch sie nach dem Tod des letzten Inhabers geschlossen wurde und ihre Gemäldesammlung auf einer Auktion veräußert wurde. Einiges aus der Sammlung konnten die Stadt Schieder-Schwalenberg und der Landesverband Lippe für den Ort erwerben, darunter auch Werke Hans Lichts, die neben anderen gelegentlich in der Städtischen Galerie am Rathaus gezeigt werden.

In vielen Privathäusern und auch in den Gasthöfen trifft man ebenfalls auf vielfältige Spuren des einstigen Schwalenberger Kunstschaffens. Der Wirt des Gasthofs "Berggarten" ist sogar selbst künstlerisch tätig und zeigt seine Bilder neben den Werken der alten Schwalenberger Maler. Anfang der achtziger Jahre kam – wohl eher zufällig - der englische Künstler James R. Donnachie in die Stadt und schuf gefällige Bilder für private Auftraggeber.

Die Neubelebung der Malerstadt Schwalenberg seit den späten siebziger Jahren indes ging von der Kulturpolitik des Instituts für Lippische Landeskunde und der Stadt Schieder-Schwalenberg aus, indem neue Ausbildungs- und Ausstellungsmöglichkeiten für Künstlerinnen und Künstlern geschaffen wurden. Erst hierdurch kamen in den achtziger und neunziger Jahren wieder neue künstlerische Impulse in die Stadt, weil Menschen von außerhalb kamen, um hier als Lehrkräfte oder als Lernende über mehrere Wochen im Sommer zu arbeiten – wie einst Hans Licht mit seinen Schülerinnen und Schülern.