Der Berggarten

Über Jahrhunderte hinweg war Schwalenberg durch einen verzwickten Erbfolgevertrag von 1358 als Pfandherrschaft mit einem lippischen und einem paderbornischen Teil aufgespalten. Bereits 1463 wird im paderbornischen Teil ein Vollmeierhof erwähnt, der nach der dort alteingesessenen Familie Heinen als "Heinenhof" bezeichnet wurde. Auch deren Nachfolger betrieben dort bis Ende des 18. Jahrhunderts ausschließlich Landwirtschaft.

Um 1805 erhielt das Haus jedoch mit einer kleinen Lederfabrik im Nebengebäude eine neue Bestimmung und das Vordergebäude seine heutige Gestalt, wobei der schöne alte Torbogen, der noch das Wappen der Familien Heinen trug, leider beseitigt wurde. Im Jahr 1872 erwarb der Kaufmann Johann Heinrich Aldegarmann das Anwesen. Dessen Sohn Paul Aldegarmann betrieb in den unteren Räumen ein Geschäft, vermietete aber nebenher auch schon Fremdenzimmer.

Paul Aldegarmann gehörte ebenfalls zu jenen Schwalenberger Bürgern, die den ersten Künstlern Anfang des 20. Jahrhunderts bereits Unterstützung gewährten. Auf einem Gelände am Dohlenberg ließ er für den Maler Franz Born eine "Malerhütte" errichten, die dieser bis zu seinem frühen Tod im 1. Weltkrieg als Unterkunft und Atelier nutzte. Nach dem Tod Franz Borns wohnten dort auch andere Künstler, bis die "Malerhütte" vom Schwalenberger Schützenverein übernommen wurde.

Blick auf den Gasthof in den dreißiger Jahren, kurz nachdem er den Namen "Berggarten" erhalten hatte
Heutiger Blick auf den "Berggarten" und die Brauergildestraße bis hin zur Kirche

Im eigentlichen Haus Aldegarmann kamen spätestens seit den zwanziger Jahren ebenfalls regelmäßig Künstler unter, wie das erhalten gebliebene Gästebuch genau belegt: Beginnend mit Robert Kämmerer-Rohrig im April 1921, dessen Vater Robert Kämmerer d.Ä. im darauffolgenden Jahr, immer wieder E.W. Baule, Hans Zepter, Karl Sondermann und andere. Den Namen "Berggarten" erhielt das Haus allerdings erst in den dreißiger Jahren, als Paul Aldegarmann bereits verstorben war und seine Witwe Klara erneut geheiratet hatte.

In der Nachkriegszeit übernahmen der Sohn Gerd Aldegarmann und seine Frau Hannelore den "Berggarten" und führten ihn bis Anfang der achtziger Jahre. Das Gästebuch weist auch aus dieser Zeit noch Besuche von Künstlern sowie Eintragungen von Filmgrößen wie Hans Albers, Paul Henckels oder Hubert von Meyerinck aus.

Seit 1986 wird der "Berggarten" von dem aus Österreich stammenden Koch Florian Landrichinger geführt, der sogar selbst künstlerisch tätig ist. Die Gaststube zeugt mit ihrem historischen Bestand an Gemälden aus der Zeit Paul Aldegarmanns ebenso vom künstlerischen Geist des Hauses wie die in den letzten Jahren entstanden Aquarelle des Gastwirts Landrichinger mit bekannten Schwalenberger Motiven aus heutiger Sicht.

"Berggarten" von vorne sowie das rückwärtige Wohnhaus Aldegarmann
Ein Blick in die Gaststube des "Bergartens", die reich mit Bildern aus Vergangenheit und Gegenwart dekoriert ist