Friedrich Eicke (1883 - 1975)

Das Gesicht der Künstlerklause wurde durch keinen Künstler stärker geprägt als durch Friedrich Eicke. Bereits vor dem Betreten des Hauses wird man mit dem wohl augenfälligsten Symbol der Malerstadt Schwalenberg konfrontiert: Der von Eicke bemalten Fassade der Künstlerklause. Im Innern des Hauses befanden sich die humorvollen Darstellungen Eickes buchstäblich an Türen und Wänden. Darüberhinaus war Eicke der am häufigsten vertretene Maler in der Gemäldesammlung der Klause.

Sein Wirken in Schwalenberg beschränkt sich aber keineswegs auf die Künstlerklause, sondern er schuf auch Skulpturen, Brunnen, insbesondere den "Volkwin-Brunnen" am Markt, sowie die großformatigen Bilder im Rathaussaal. In Dortmund am 25. Mai 1883 geboren, ging Friedrich Eicke bereits mit 15 Jahren zur Ausbildung an die Düsseldorfer Kunstakademie. Er studierte dort u.a. bei Peter Janssen, Arthur Kampf und wurde Meisterschüler von Eduard von Gebhardt. Ob Eicke bereits in Düsseldorf die Bekanntschaft seines späteren Freundes Ernst Rötteken machte, der kurz nach der Jahrhundertwende gleichfalls bei Janssen studierte, ist nicht überliefert. Zumindest trennte sich der Weg der beiden Maler bald wieder, als Eicke 1902 nach Berlin wechselte, um an der dortigen Kunstschule, die durch das Wirken Philipp Francks einen besonderen Ruf hatte, sein Zeichenlehrerexamen zu machen. Anschließend bildete Eicke selbst in Düsseldorf Zeichenlehrer aus, gab auch eine Zeitlang an einer Dortmunder Schule vertretungsweise Zeichenunterricht, bis er im Jahre 1907 nach Goldap in Ostpreußen übersiedelte, wo er eine feste Stelle am Kant-Gymnasium erhielt. Ostpreußen wurde für Eicke eine zweite Heimat, dort lernte er seine Frau kennen, dort erhielt sein künstlerisches Schaffen wesentliche Impulse. Doch in der Folge des 1. Weltkriegs mußte Eicke mit seiner Familie Goldap verlassen, gelangte schließlich 1920 nach Berlebeck und ließ sich dort dauerhaft nieder.

Friedrich Eicke: Markt in Schwalenberg, Öl / Leinwand um 1925 (mit freundlicher Genehmigung der Lippischen Kulturagentur)
Friedrich Eicke als Bildhauer fertigt in den fünfziger Jahren eine Ente für den "Volkwin-Brunnen" in Schwalenberg

Von Berlebeck aus kam Eicke bereits 1920 zum ersten Mal in das nahegelegene Schwalenberg. Schnell schloß er Freundschaft mit Hermann Niederbracht I. und zählte fortan für mehr als ein halbes Jahrhundert zu den Stammgästen des Hauses. Im Sommer logierte er stets über viele Wochen in der Künstlerklause. Für den Juniorchef Hermann Niederbracht II. wurde Eicke ein väterlicher Freund. Dieser Freundschaft und Eickes sprichwörtlicher Großzügigkeit ist es zuzuschreiben, dass der Künstlerklause ein überaus reicher Fundus an Werken des Künstlers zuwuchs.

In den fünfziger Jahren, als Eickes Freund und Bewunderer Hermann Niederbracht II. Klausenwirt geworden war und auch einige Jahre als Bürgermeister der noch selbständigen Stadt Schwalenberg amtierte, entstand nicht nur der Großteil der Innenmalereien in der Künstlerklause, sondern Eicke konnte nun auch seine um 1930 entworfenen Bilder ländlichen Lebens für den Rathaussaal realisieren. Die Zeit war inzwischen über diese Art der Malerei allerdings etwas hinweggeangen, was Eicke auch bemerkte. Er fühlte sich durch die Kritik an seiner Kunst und seinen konservativen Wertvorstellungen tief gekränkt, was er auch immer wieder in seinen Bildern zum Ausdruck brachte. Seine erst 1959 entstandene Ergänzung der Fassadenmalerei innerhalb der Veranda der Künstlerklause ist hierfür ein besonders deutliches Beispiel: Sie zeigt den Maler Eicke selbst an seiner Staffelei, dahinter fröhliche Menschen, die seine Kunst zu schätzen wissen, aber auch "Mäkler" – und die Kunstkritiker grau Hintergrund sind gleich ohne Augen dargestellt um ihre "Blindheit" zu versinnbildlichen.

Friedrich Eicke: Bemalung innerhalb der Veranda der Künstlerklause von 1959
Hierzu Detail: Die "blinden Kunstkritiker"

Doch Eicke war ein ausgesprochen vielseitiger Künstler, er malte Landschaften, Portraits, Stilleben, betätigte sich auch als Bildhauer. Im Unterschied zur Mehrzahl der in Schwalenberg vertretenen Maler tendierte Eicke oft zur figürlichen Darstellung. Gerne kreierte er Gestalten, die in Mienenspiel und Körperhaltung eine gewisse Komik ausstrahlen, aber er konnte auch ernsthafte Portraits anfertigen, wie seine im 1. Weltkrieg entstandenen "Bilder russischer Kriegsgefangener" belegen, die zu den herausragenden Stücken der Künstlerklausensammlung zählten.

Friedrich Eicke (Bildmitte) im fortgeschrittenen Alter vor seinen Bildern im Rathaussaal

Eintragungen in den Gästebüchern:

Band 2 S.3
Band 2 S.5
Band 2 S.6
Band 2 S.116
Band 2 S.117
Band 2 S.120
Band 2 S.121
Band 2 S.122