Hans Bruch (1887 - 1913)

Als drittes von vier Kindern des Komponisten Max Bruch kam Hans Bruch am 18. März 1887 in Breslau zur Welt. Der Vater war zu jener Zeit Leiter des Breslauer Orchestervereins, wurde aber schon drei Jahre später an die Berliner Akademie berufen, so daß Hans Bruch im Berliner Vorort Friedenau aufwuchs. Bereits im Alter von 17 Jahren immatrikulierte er sich zum Sommersemester 1904 an der Königlichen Hochschule für die bildenden Künste. Er belegte im Laufe der folgenden Jahre Lehrveranstaltungen quer durch die verschiedenen Disziplinen der Malerei und erwies sich überall als sehr talentierter Schüler, der mehrfach ausgezeichnet wurde und eines der begehrten Stipendien der Adolf-Ginsberg-Stiftung erhielt. Ab 1910 konzentrierte er sich auf die Lehrveranstaltungen im Landschaftsatelier von Professor Friedrich Kallmorgen. Nebenher schulte Hans Bruch sein Können in Portrait- und Aktmalerei bei Lovis Corinth, der zusammen mit Liebermann und Slevogt das sog. "Triumvirat des deutschen Impressionismus" am Anfang des 20.Jahrhunderts bildete, das insbesondere durch Gründung der Berliner Secession die aus Frankreich kommende neue Kunstrichtung - gegen vielfältige Widerstände - in Deutschland populär zu machen suchte.

Hans Bruch (links) mit seinen Brüdern Max-Felix (Mitte) und Ewald um 1905

Nachdem Hans Bruch Schwalenberg 1906 zufällig entdeckt hatte, kam er in den nun folgenden Jahren bis 1912 jeden Sommer für mehrere Wochen nach Schwalenberg und wohnte stets im Gasthof Meier. Er gehörte während seiner Aufenthalte praktisch zur Familie. Auf seinen Bildern fing er zahlreiche Schwalenberger Stadtmotive ein, wie sie sich im beginnenden 20. Jahrhundert darboten. Er malte aber auch längst verschwundene Schwalenberger Bauten (z.B. das Alte Tor oder die einstige mittelalterliche Burganlage), worin sich sein Interesse für die Geschichte des Ortes offenbart. Als Landschaftsmaler wirkte Hans Bruch im direkten Schwalenberger Umfeld ebenso wie in den Nachbarortschaften, beispielsweise in Elbrinxen. Er hielt zahlreiche Bauernhäuser und Gehöfte in Bleistiftzeichnungen fest, und er neigte auch zu Tierdarstellungen, wie etwa sein Bild einer "Kuh im Stall" (die eigentlich ein Ochse war) oder jener weiße Schirm, den er für Niederbrachts Kinder mit Tiermotiven bemalte und der die Jahrzehnte auf dem Dachboden der Klause überdauerte. Die Radierung "Altes Städtchen" , mit der Hans Bruch auf der Großen Berliner Kunstausstellung 1908 debütierte, ist ebenfalls in Schwalenberg entstanden.

Viele seiner Schwalenberger Motive ließ Hans Bruch in Schwalenberg , stellte sie im Gasthof Meier zum Verkauf aus. Einiges davon ging schließlich in den Bestand des Gasthauses über. Anderes, wie etwa die Zeichnung "Der Geigenspieler" , die Niederbracht mit seinem Instrument zeigt und bei einem Aufenthalt im Jahr 1910 entstand , war vermutlich von Anfang an als Geschenk gedacht. Bruchs Werke bildeten den Grundstock für die Bildersammlung des Gasthauses. Möglicherweise besaß die Künstlerklause sogar die größte zusammenhängende Sammlung mit Werken Hans Bruchs, denn das Schaffen des Künstlers endete früh. Er wurde nur 26 Jahre alt - eine Blutvergiftung während eines Studienaufenthalts in Jena setzte seinem Leben bereits im Juni 1913 ein Ende.

Nach dem Tode von Hans Bruch wandte sich Vater Max Bruch an den Gasthof Meier, um die Herausgabe der Bilder zu erreichen - jedoch ohne Erfolg. Niederbracht stellte sich damals bereits auf den Standpunkt, die Bilder gehörten nicht ihm persönlich, sondern seien Stiftungen für die Klause. Dabei blieb er auch, als sich viele Jahre später eine uneheliche Tochter von Hans Bruch meldete und ebenfalls die Bilder begehrte.

Hans Bruch: Der Geigenspieler, Bleistift, Kohle auf Pappe, 1910. Dieses Bild zeigt Hermann Niederbracht mit seinem Instrument im Saal des Gasthauses und war vermutlich ein Geschenk von Hans Bruch für seinen Gastwirt (mit freundlicher Genehmigung der Lippischen Kulturagentur)

Eintragungen in den Gästebüchern:

9.3.1910 Band 1 S.3