Der Schwalenberger Malkasten
Das Gebäude am Anfang der Neuen Torstraße blickt auf eine lange Geschichte zurück. Bereits im Jahr 1214 als Burgmannssitz der Ritter von Eblinghusen genannt (die auch die erste Brauerei in Schwalenberg betrieben), kam der Hof 1559 an die lippischen Grafen, die hier ihre Domäne einrichteten - und wiederum die erste Branntweinbrennerei Schwalenbergs begründeten. Zuvor gab es aber bereits unter dem Pfandherren Gottschalk von Haxthausen eine Beherbergungsstätte mit Ausspann und Ausschank, die von den lippischen Grafen als "Lüdischer Krug" (vermutlich wegen dynastischer Verbindungen nach Lügde) weitergeführt wurde. Zeitweise befand sich hier auch eine Station der Thurn u. Taxischen Post mit Ausspanne.
Als die lippische Domäne1842 mit der paderbornschen Domäne vor dem Ort zusammengelegt wurde, standen die Gebäude zunächst einige Zeit leer, bis eine neue Beherbergungsstätte unter dem Namen "Lippischer Hof" (um an die einstige lippische Domäne zu erinnern) hier eröffnete. Daneben bestand noch bis in das 20. Jahrhundert hinein ein Ladengeschäft in den Räumen rechts vom Eingang.
Unter dem Wirtsehepaar Richter nahm der "Lippische Hof" in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts einen beachtlichen Aufschwung. Wilhelm Richter beteiligte sich ebenfalls an den Aktivitäten von Pastor Alexander Zeiß, Bürgermeister Johannes Wenkel und Gastwirt Hermann Niederbracht zur Steigerung der Attraktivität Schwalenbergs für den Fremdenverkehr und die allmählich entstehende Malerkolonie. Er richtete ein "Malerstübchen" sowie einen Bildersaal mit historischen Darstellungen im "Lippischen Hof" ein.
Nach dem 2. Weltkrieg übernahm der Schwiegersohn Hans Walter Kotzenberg das Gasthaus, restaurierte es grundlegend und ließ es 1949 von dem Kunstmaler Joachim Liebich mit Darstellungen aus den Handwerken der alten Schwalenberger Zünfte und weiteren malerischen Motiven künstlerisch neu gestalten. Liebich, der im Zuge der deutschen Teilung aus seiner sächsischen Heimat nach Lippe gekommen war, bemalte nach Umbenennung des "Lippischen Hofes" in "Schwalenberger Malkasten" auch erstmalig die zum Markt gerichtete Außenfassade des Gasthauses, u.a. mit Sonnenblumenmotiven. Jedoch erwies sich diese Fassadengestaltung als nicht sehr haltbar und wurde bald durch Keramikfiguren - ebenfalls von Liebich – ersetzt, die noch heute die Außenansicht des "Malkastens" prägen.
Der Schwalenberger Malkasten wurde 1978 durch den Sohn Claus-Jürgen Kotzenberg und seine Frau Ute übernommen. Die künstlerische Gestaltung wurde noch einmal von Joachim Liebich restauriert, das Haus insgesamt renoviert und sukzessive durch den Ausbau von Nebengebäuden für den Gastbetrieb erweitert. Durch Kontakte zu Reiseunternehmen, insbesondere auch in Dänemark und den Niederlanden, gelang es Familie Kotzenberg, den Malkasten zu einer vielbesuchten Beherbergungsstätte und dem größtem Gasthaus vor Ort werden zu lassen. Seit 2007 führt die Tochter Diane Vandieken, geb. Kotzenberg, den Schwalenberger Malkasten in bewährter Tradition weiter.